Archive for the 'Intim // Konzertberichte' Category

Intim // Francis International Airport und Kettcar

Schon wieder Wien, schon wieder Musik. Und dieses Mal habe ich mir so vieles erwartet und normalerweise werden meine überhöhten Erwartungen meist enttäuscht.

Francis International Airport

Nach meinen wahrscheinlich, grob geschätzt, ungefähr fünfhundert Kilometer in die falsche Richtung gegangenen Irrwege, habe ich es zwanzig Minuten zu spät zum Konzert geschafft. Francis International Airport hatten schon begonnen und nur die letzten fünf oder sechs Songs hörte ich. Manchmal waren Soundprobleme mit von der Partie, aber alles in allem, bin ich überrascht, was Österreich für wunderbare Bands beheimatet. Die fünf jungen Österreicher haben in der Arena wirklich mal wieder schon aufgezeigt.

Ich habe sie bisher noch nicht gekannt, und habe mich erst mal über MySpace über sie informiert. Und hierbei muss ich hervorheben, dass mir die Abstimmung zwischen Stimme und Musikuntermalung mich gestern etwas gestört hat. Die Stimme von Markus Zahradnicek und Manu Kaminski ging öfter mal unter, und nicht, weil sie so leise sangen, sondern weil die Gitarren ihr Übriges taten.

Aber alles in allem bin ich positiv überrascht und werde zwar nicht am 27. Mai im B72 bei der Album-Releaseparty dabei sein, aber höchstwahrscheinlich werde ich mir dieses Debütalbum mal zulegen. we are jealous, we are glass. Ein schöner Titel und gute österreichische Bands soll man ja immer unterstützen. Darum hier noch mal der Flyer zur Releaseparty.

Kettcar

Und dann das. Kettcar. Die Hamburger Haudegen betraten so um halb neun endlich die Bühne. Ich glaube, ihr erster Song war Deiche. Und schon da wuchs das Publikum über sich hinaus. Keine übermäßigen pubertären Mädchen, und doch einfach so viele Fans, die jeden einzelnen Song auswendig wussten. Bei keinem anderen Konzert hatte ich so oft Gänsehaut, nirgendwo anders konnte ich so viele Songs mitsingen.

Zwei Stunden lang sangen sich Marcus Wiebusch und Kollegen in die Herzen von Wien. Und als der werte Herr auch noch verlautbarte, dass dieses Konzert hier zwar schon mächtig cool sei, aber er lehne sich wohl dabei nicht zu weit aus dem Fenster, aber er sei sich sicher, jenes auf dem Donauinselfest würde noch bombastischer werden, wusste ich es. Dieses größte Freiluftevent Europas Anfang September musste ich einfach besuchen. Näheres dazu wahrscheinlich dann im Sommer, mit komplettem Lineup.

Die Zwischengespräche während der Songs waren noch bei keinem Konzert so unterhaltsam und lustig, und alles in allem war Kettcar eines der großartigsten Konzerte, welches ich je erleben durfte. Vergleichbar mit dem American Music Club (und Lisa Papineau im Gepäck). Und es war auch das erste Konzert, an dem mir die Atmosphäre im Publikum alleine eine Gänsehaut über den Körper jagte. Einfach nur großartig.

Und sonst.

Die Arena ist ein Veranstaltungsort in Wien-Landstraße, der sich als alternatives Kulturzentrum, speziell für Jugendkultur, Konzerte verschiedenster Richtungen und andere Musikveranstaltungen versteht. Im Sommer wird sie auch als Freiluftkino genutzt, sie ist auch traditioneller Veranstaltungsort des jährlich stattfindenden FM4-Geburtstagsfestes. Die Arena befindet sich in einem industriell geprägten Stadtrand-Umfeld im Stadtteil Erdberg und ist aus einem früher als Schlachthof genutzten Gelände entstanden. Sie wird vom Verein Forum Arena Wien betrieben der autonom und basisdemokratisch arbeitet. [wiki]

Und mir hat die Arena außergewöhnlich gut gefallen. Zwar war es die erste Location, auf der man abgetastet wurde, aber so im Nachhinein gesehen sehe ich darin kein Problem. Besser Vorsicht als … ach, ihr wisst das schon. Ein weitläufiges Publikumauffangbecken und sogar arena-artige Sitzplätze (ach … deswegen der Name … hm). Und ich habe mir einen Sitzplatz ergattert. Einen Sitzplatz? Ähm, ja. Ich war um 19 Uhr 15 beinahe schon dort. Da ich aber den Weg nicht wusste, lief ich, ich weiß nicht wie oft, in die falsche Richtung. Um 19:50 kam ich dann endlich an und ja, deswegen war ich froh, mich endlich niedersitzen zu können.

Alles in allem war es eines der großartiges Konzerte ever. Danke Kettcar, danke Francis International Airport, danke Arena. Tolles Wien, ich sag’s euch. Toll, toll, toll.

Intim // Clueso & Band

Ich will ein’ Anfang mit mehr Tiefe, mit mehr Hintergrund. Ein Ende ohne Zensur. Ich will. Keinen Zentimeter mehr. Zwischen uns spüren. Ein Feld ohne Kontur.

Clueso

Weit weg ist das Ziel, wonach ich suchte. Hier soll es also geschehen. Hier soll ich Clueso live sehen. Den Typen, der mich seit zwei Jahren ständig begleitet. Vor allem mit Chicago oder mit Winter Sommer. Oder auch Mein Bestes. Irgendwann dieses Jahr auch Keinen Zentimeter zum ersten Mal gesehen und gehört. Und es auch schon zu lieben gelernt. Und irgendwann spontan auch von diesem Konzert gelesen. Und weil ich da sowieso schon in Wien bin, warum nicht

Das Konzert war gut. Sagen wir es so. Clueso [klüso] macht großartige Musik. Zwar habe ich viele Songs nicht gekannt, weil sie vom neuen, noch nicht veröffentlichten neuen Album So sehr dabei. Aber bei einigen Lieder konnte ich mitsingen. Also, von der Performance und der Stimme her, war dieses Konzert echt erste Klasse.

Was mir nicht so gefallen hat, war die Location. Okay, das Flex. Eine Institution in Wien. Für mich wohl das abfuckteste Lokal ever seen. Aber eben trotzdem irgendwie cool. Vor allem die Toiletten sollte jeder einmal gesehen haben. Aber im ersten Drittel des Konzerts kam ich dem Song „Keinen Zentimeter“ sehr nahe. Unzählige Menschen, auf engem Raum, und ich natürlich auf dem Platz, wo immer Leute entweder zur Bar oder weiter hinein ins Getümmel wollten. Mir wurde es dann zu stickig und zu heiß und so machte ich mich auf den Weg weiter zurück. Wo ich mehr Bewegungsfreiheit hatte und Clueso auch noch etwas öfter sehen konnte.

Und sonst.

Das Flex in Wien ist ein zwischen der U-Bahn-Station Schottenring und der Augartenbrücke gelegener Musikclub und in dieser Funktion Schauplatz von Auftritten lokaler und internationaler Musikgruppen und DJs.

Laut der jährlichen Wertung des deutschen Musikmagazins Spex zählt das Flex seit Jahren konstant zu den besten Clubs Europas. Auch die Musikanlage des Clubs wird in dieser Zeitschrift zu den besten Europas gezählt.

Das Flex, welches bereits mehrmals ausbaute und renovierte, zählt jährlich rund 100.000 Besucher. Wie zur Anfangszeit ist Sodawasser auch heute noch gratis zu bekommen, die Konsumation von selbst mitgebrachten Getränken vor dem Lokal ist hingegen nicht mehr erlaubt.

Jaja, das ist schon cool. Sodawasser gratis. Und auch das neue Café, welches wir im Anschluss besuchten, hat seinen gewissen Charme. Aber ich hätte mir Clueso lieber im WUK oder in der scheinbar großartigen Arena angesehen. Weiß nicht, ich bin eben nicht der Typ für solche Lokale. Aber alles in allem war auch dieses Konzert, zumindest von Performance ausgehend, großartig. Hätte mich geärgert, wenn ich es versäumt hätte.

Intim // Laura Marling und Adam Green

In der großen Stadt. Da trifft man plötzlich auf einen Amerikaner, der definitiv nicht tanzen kann. Aber singen … oh … Mann.

Laura Marling

Im Internet und nirgendwo tauchte irgendein Hinweis auf ein Vorband auf. Außer vielleicht auf MySpace, aber wer sieht denn schon da hin, wenn man nach Musik sucht? Naja. Laura Marling. Eine kleine, blonde, süße, liebe Frau. Und als sie so zu singen begann, mit ihrem Englisch und ihrer Stimme und ihrem Mann an den Drums und der ganzen Band. Eine wunderbare Begegnung, eine großartige Stimme und einmal, ganz kurz sogar, etwas Gänsehaut.

Ich empfehle einfach nur die Myspace-Seite von ihr. Das Album ist beinahe schon bestellt. Und ich würde mir auch ein komplettes Konzert von ihr anhören. Leider war sie bei diesem Konzert nur relativ kurz auf der Bühne. Ich hätte gern mehr von ihr gesehen. Also mal wieder ein großartiger Supporting Act. Wie Lisa Papineau nur eben anders.

Adam Green

Bluebirds are so natural … Adam Green. Nach vierzig Minuten Wartezeit kommt er endlich auf die Bühne. In schwungvollem Outfit und mit einer großen Band im Hintergrund. Und startete mit vielen Liedern, die ich noch gar nicht kannte. Wohlgemerkt, nur Album 1-3 (Garfield, Friends of Mine, Gemstones) sind in meinem Besitz, in Sixes & Sevens habe ich nur mal kurz hineingehört. Aber er war großartig. Ein energiegeladener Typ, mit für mich extrem überraschend gute Stimme und einer Stimmungsmache, wow.

Etwas störend waren jene Leute auf diesem Konzert, die noch nicht einmal legal ein Bier kaufen dürfen. Durch Kreischen und … ach, ich weiß nicht, haben sie sich wohl etwas lächerlich gemacht. Der Typ im Tigerkostüm hingegen, der war großartig.

Und sonst.

Das WUK ist mit seinen 12. 000m² Fabrikgelände aus der Gründerzeit eines der größten soziokulturellen Zentren Europas. WUK ist die Akürzung für Werkstätten- und Kulturhaus. Und das ist es auch. Auf dem Weg zum Konzertsaal kommt man an verschiedenen Werkstätten vorbei, wo leicht verwirrt aussehende Künstler herauslugen. Und die Kultur kam eben dann später.

Alles in allem war es ein großartiger Konzertabend. Ehrlich gesagt, habe ich mir von Green nicht so viel erwartet, ich war viel gespannter auf die zwei nachfolgenden Deutschbands, die in meinem Terminkalender stehen. Aber nach Laura Marling und den ersten Songs von Adam Green war alles großartig. Wunderbar, so ein Konzert.

[Link 1/AdamGreen-Homepage] [Link 2/LauraMarling-Homepage]

Intim // Lisa Papineau und American Music Club

Manchmal gibt es Musik, da krabbelt die Gänsehaut ganz geschwind über den ganzen Körper. Kurz um: Was für eine Nacht!

Lisa Papineau.

Natürlich habe ich mit einer Vorband gerechnet. Entweder irgendein regionaler Schrott oder ein Mitbringsel aus Amerika. Zweiteres ist es geworden. Lisa Papineau. Ein Trio, mit der wunderbaren, und der Band den Namen gebenden, Lisa. Diese kleine, zierliche Frau hat eine so unglaubliche Stimmgewalt. Es war beeindruckend. Ihre Stimme ist irgendwie vergleichbar mit dem Sound der Cranberris, kräftig, leicht rauchig aber oft auf einfach nur sanft. Sie spricht mit so wunderbarer Stimme, haucht manchmal Töne und manchmal schreit sie auch. Ein junges Songwritertalent aus der Schmiede von Mark Eitzel. Aber zu dem kommen wir ja noch später.

Am Wunderbarsten fand ich den Song „Out To you“, welches auf der ersten Platte „Night Moves“ als Einstieg bereit hält. Ihr Stimme, umhüllt von leicht rockigen Tönen, manchmal auch musikalischen Spieleierein. Diese kleine Frau hat mich beeindruckt und ich habe diese eine Stunde, an dem sie den wunderbaren Abend so schön begonnen hat, genossen. Habe sie angesehen und ihrer Stimme gelauscht und die Band lieben gelernt. Wunderschön, dass solche Bands durch die folgende Band bei vielen Menschen bekannt werden.

American Music Club.

Und nun zum Hauptact des gesamten Abends. Mit dem Opener „Only Love Can Set You Free“ haben sie mein Herz schon erobert. Der größte lebende Lyriker (The Guardian), Mark Eitzel, ist großartig. Sein Auftreten, vom Aussehen eine Mischung aus Yusuf Islam (Vollbart) und Pete Doherty (Hut). Und seine Stimme? Anders, als man durch sein Auftreten erwarten konnte. Ich hatte ihn mir auch viel jünger vorgestellt. Im neunundvierzigsten Lebensjahr befindend, hat er doch eine sehr jugendliche und kräftige Stimme.

We’re here for six hours. And well, I wrote a song … today. It’s called: Hello Ebensee [Ibensea].

Natürlich ist sowas immer eine Stimmungsladung. Wenn man sich dann später das Live-Album kaufte, konnte man sehen, dass auch in Amsterdam ein „neuer“ Song gespielt wurde. Hallo Amsterdam. Fand ich lustig. Sie lieferten eine wunderbare Bühnenshow ab und trotz all der Gitarren und dem Bass und allem stand trotzdem immer die Stimme von Eitzel im Vordergrund. Einen Song, über 9-11 (aber keineswegs politisch gemeint; das hat er betont), bzw. über das New York danach, ist sehr akustisch, und durch seine kräftige Stimme zauberte er mir eine Gänsehaut all over the body. Wunderbar, wenn Künstler so etwas schaffen.

Und sonst.

Ich war ungewöhnlich früh dran. Um 20:30 Uhr startete das Konzert mit Lisa Papineau. Und der werte Herr Ikarus kaufte sich schon um kurz vor 19:30 die Karte und war ca. 15 Minuten lang der einzige in diesem Vorsaal des Kinos. Tja, und auch das. Kinos kann man sich ja vorstellen. Aber dieser Kinosaal bot ungefähr 80 Sitzplätze. Rundherum standen vielleicht noch 40. Und so kommt man grob gerechnet auf 120 Leute. Ein sehr intimes Konzert. Wirklich extrem intim. Ein unglaubliches Erlebnis. Und ich in der dritten Reihe. Ich genoss jeden einzelnen Song und alles war so wunderbar unkompliziert. Und zum Preis? Der Eintritt kostete mich mit Zivi-Ausweiß nur 13 €uro (statt 15). Also war der Eintritt geringer als ich erwartet hatte. Nach dem Konzert habe ich mir schließlich zwei Alben von Papineau und drei vom American Music Club (ein Live-Album, ein Album vom neuen Drummer und ein Solo-Album von Eitzel) und ein Shirt von AMC gekauft. Und während ich mit Papineau und anschließend mit dem neuen Bassisten Sean und Drummer Steve im Gespräch war (!), kam ich auf die Idee, mein neue erworbenes T-Shirt signieren zu lassen. Sean und Steve taten das mit voller Freude. Und als ich fragte, wo denn Mark und Vudi wären, schickten sie mich in den Kinosaal. Da standen sie nun. Und, schüchtern wie ich bin, traute mich anfangs nicht zur Bühne. Stand hinten und sah beim Abbau zu. Ließ diesen Abend wirken. Als schließlich ein anderer auch ein Autogramm wollte, folgte ich ihm. Fragte ihn.

Can you sign my T-shirt, please?
– Yeah. Sure.
Your show was amazing.

– Yeah. Sure.

Und nun befinde ich mich im Club der Menschen, die Mark Eitzel hassen. Das ist aber jetzt ein Insider für die Konzertleute. Ich liebe ihn und seine Musik und seine Vorband und seine eigene Band. Es war einfach nur ein wunderbarer und großartiger und einzigartiger und super-duperiger Freitagabend. Das schönste Konzert, welches ich bis jetzt jemals gesehen habe. Vielen Dank, dem Kino Ebensee und all den Veranstaltern.