Archive for the 'leise // laut – Die Kolumne' Category

Alles Wannabe und die Folgen des Web 2.0

Was war ich nur für ein stolzer Junge, als ich die erste CD der Schlammpfütze in meinen Händen hielt. Wurden darauf doch meine Eltern vor Explicit Content gewarnt. Ich mit meinen vierzehn Jahren und meiner ersten eigenen „Grunge“-CD im CD-Player. Fast befürchte ich, dass ich durch Bravo (!) auf diese Band aufmerksam gemacht wurde. Oder war es dann doch meine erste Ausgabe des Musikexpresses? Egal.

https://i0.wp.com/www.musicchannel.cc/images/152800,bild,0,0,284.jpgJedenfalls hörte ich die CD rauf und runter. Puddle of Mudd wurden für mich zur Band, die am ehesten Nirvana nachfolgen könnte. Natürlich alles auch nur Medienhype und mit den Songs von Nirvana hatten die vier Typen von Puddle of Mudd so gut wie nichts zu tun. Aber nach meiner Bravo Hits – Zeit (Volume 13 war meine erste und einzige) war für mich dieser Rock so etwas wie ein Hauch von Alternativität für diesen kleinen Spätzünder, der ich doch war.

Schon ein Jahr drauf, 2003, fand ich zufällig deren zweites Album „Life On Display“ im Musikladen. Einfach vom Namen beeindruckt griff ich zu, irgendwelche Kritiken hatte ich bis zu diesem Zeitpunkt noch nirgends gelesen, Internet war in meinem Hause in diesem Jahr noch ein Fremdwort. Und als ich es voller Entzücken in meinen CD-Player einlegte, war ich, wie schon beim ersten Album, fasziniert. Nein, diesmal nicht wegen dieser Status Grunge, der der Band zugesprochen wurde. Nein. Ich konnte mit dem Album so gut wie nichts anfangen. Zwei Songs vielleicht. Mehr nicht. Ich blieb bei meinem Come Clean. Übersprang zwar die Make-me-Famous – Single „She Fuckin‘ Hates Me“, die mit dem Rest des Albums wenig gemein hatte, aber all das, all die Songs von Control über Drift & Die bis hin zu Piss It All Away. Das war einfach meins.

Und so wartete ich auf neuen Inhalt. Auf neue Songs, ein neues Album. Nachdem auch das WorldWideWeb in mein Zuhause Einzug gehalten hat, suchte ich nach Infos. Auf laut.de fand man nichts wirklich Handfests. Die offizielle deutsche Seite blieb bei Life On Display hängen und berichtete gar nicht erst von der Live-DVD aus dem Jahre 2005. Und selbst auf der englischsprachigen offiziellen Seite waren neue Infos fehl am Platz. Selbst die Flawless Records waren plötzlich stumm. Und so erschien es mir, als wäre Puddle Of Mudd, die Schlammpfütze ausgetrocknet. Am Ende.

Bis ich mal auf Last.fm etwas stöberte. Und in der Shoutbox von Puddle Of Mudd etwas vom neuen Album hörte. Zwar gab es sonst auf dieser Seite wenig zum neuen Album zu lesen. Aber ein aktueller Blick auf die offizielle englische Seite verriet mir nun eines. Famous, das dritte Studioalbum ist im Anmarsch.

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Was ich eigentlich damit sagen wollte. Anfang des aktuellen Millenniums drängte jeder ins Internet. Hauptsache, jede Band, jeder Film oder was weiß ich, bekommt eine eigene Homepage. Über den Content unterhalten wir uns später. Und so standen einige Seiten irgendwann nur mehr mit Bilder von alten Touren da, Puddle of Mudd z.B. steht bei 2004. Irgendwie schade. Sofern man das alles als Web 1.0 bezeichnen kann. Und durch Interaktivität wie es eben Last.fm bietet werde ich wieder aufmerksam. Danke Web 2.0. Oder so.

Also, an alle Wannabe-Webstars. Erstellt nicht nur eine Homepage, lasst die Homepage Teil eurer Karriere werden!

Britney Spears – Der nächste Medienmord?

Immer wieder erzählt man Geschichten, die davon erzählen, wie Menschen, Prominente oder Wannabes durch die ständige Medienpräsenz, der sie ausgesetzt waren, durch die Verfolgung durch Paparazzis oder was auch immer, mit ihrem Leben nicht mehr zurecht kamen, und so in den Suizid getrieben wurden. Wer wird wohl der Medien nächstes Opfer?

Britney Spears, eigentlich ein Phänomen, lebende Musiklegende und eine der erfolgreichster MusikerInnen aller Zeiten. Mit …. Baby, One More Time oder Oops! I Did It Again schuf sie einen Hit nach dem anderen, wurde der erfolgreichste Jungstar und das Idol für so viele Mädchen. Ob dies denn jetzt nun positiv oder negativ ist, sei mal dahingestellt.

Was aber das Traurige daran ist. Seit ihrem siebzehnten Lebensjahr ist sie im Zentrum der Medien. Anfangs in den Jugendmusikzeitschriften, durch das Heranwachsen und Reifen dann auch in der normalen Regenbogenpresse. Auf jedem Cover war diese Frau mindestens einmal. Man fieberte ihren neuen Alben entgegen, freute sich mit ihr über ihre Kinder und das scheinbare Eheglück mit Kevin Federline. Doch dann kam es zum Sturz.

Die Ehe mit ihrem Extänzer verlief glücklos, es kam zur Trennung. Ihre Karriere war in einer Pause, sie musste also hart arbeiten, um wieder zurückzukommen. Und währenddessen musste sie auch noch feiern. Viel zu exzessiv, viel zu wenig bekleidet. Alles wusste man von ihr, die Paparazzi verfolgten sie überall hin. Sie war das gefundene Futter für jeden armseligen Boulevard-Fotografen. Die Welt um sie brach zusammen, die Medien, die sie zuvor in den Himmel lobten und das Phänomen Pop-Prinzesschen feierten ließen sie fallen. Ihr Comeback-Versuch misslangte total und Ms. Spears steht vor den Ruinen ihres Erfolges.

Natürlich schimpft jetzt jeder, dass diese Frau keine Kinder erziehen kann // darf. Dass sie sowieso komplett krank im Kopf ist. Und ihre Musik wird schon längst nicht mehr gespielt. Auf den Wannabe-Musikkanälen VH1, MTV oder VIVA macht man sich über die Eskapaden lustig und Zeitungen betiteln sie als schlechteste Mutter. Ihr Über-die-Stränge-Schlagen muss doch auch irgendwelche Gründe haben. Daran denkt mal wieder keiner. Man nimmt nicht einfach so Drogen, säuft, lässt sich die Haare abrasieren, und lässt sich einfach so gehen.

Man kann jetzt natürlich noch lange so weiter machen. Sie mit Argusaugen beobachten, während nicht nur ihre Karriere sondern ihr ganzes Leben den Bach hinunter läuft. Man kann über sie schimpfen und mit den Finger auf sie zeigen. Aber genauso wie es für einen solchen Star wie sie es ist, schwer ist, ein Working-Class-Leben zu führen, genauso wenig können wir uns vorstellen, wie schwer es sein muss, das Leben der Britney Spears zu führen.

Also würde ich mich freuen, ein kleines bisschen mehr Objektivität von all diesen Kritikern zu hören. Nicht nur Vorwürfe, sondern vielleicht Mitleid oder Hilfe. Lassen wir nicht einen weiteren Menschen zugrunde gehen, nur um einen weiteren Skandal in der Zeitung lesen zu können.

// zur info. nie ein fan von ihr gewesen. aber entsetzt von ihrem absturz.